Eine zunehmende Stromversorgungskrise in China bringt globale Lieferketten, trotz bereits bestehender Komplikationen, zusätzlich ins Wanken. Die Verknappung des Kohleangebots in Verbindung mit der starken Stromnachfrage von Industrie, Gewerbe und privaten Haushalten haben die Kohlepreise massiv in die Höhe getrieben und weit verbreitete Nutzungsbeschränkungen ausgelöst.
Die Stromkrise führt teilweise zu Stromausfällen und Stromrationierungen, was sowohl chinesische Privathaushalte betrifft als auch große Fabriken. Für letztere hat dies somit Produktionskürzungen, – ausfälle und erhebliche Einnahmebußen zur Konsequenz.
China, als wichtiger Rohstofflieferant für sämtliche Industrien, bringt globale Lieferketten nun weiter aus dem Gleichgewicht.
Warum gibt es in China Stromsanktionen?
Zahlreiche Fabriken müssen in China ihre Betriebe vorläufig einstellen oder reduzieren. Die Gründe: Entweder wegen lokaler Energieverbrauchsvorgaben oder Stromausfällen und-rationierungen auf Grund einer Kohleknappheit und daraus resultierenden steigenden Kohlepreisen.
Hintergrund: China erlebte erst kürzlich einen Boom im Baugewerbe und in der verarbeiten Industrie. Die zunehmende Konzentration auf Bauwesen und Infrastruktur verursachte Kohlenstoffemissionen auf Rekordniveau.
Klimaziele Chinas
Die chinesische Industrie steht nun vor dem starken Druck steigender Energiepreise und der Forderungen, die CO2-Emissionen zu reduzieren. China möchte das Klimaziel, bis 2060 CO2-neutral zu sein, angehen, was voraussetzt, dass weniger fossile Brennstoffe pro Einheit der Wirtschaftsleistung verbraucht werden dürfen. Dazu soll unter anderem weniger Kohle zur Stromerzeugung genutzt werden. Gleichzeitig steht China jedoch vor dem Problem, dass die Nachfrage nach Inlandsprodukten massiv gestiegen ist. Das Resultat ist eine Stromkrise. Das heißt, dass es nicht ausreichend Strom für die große Nachfrage gibt.
Stark gestiegene Kohlepreise
Der Nachfrageboom der Verbraucher nach dem Mega-Lockdown der Pandemie, der postpandemische Wirtschaftsaufschwung und die festgelegten Klimaziele haben die Kohlepreise in die Höhe getrieben, da die Kohle-Nachfrage zum einen gestiegen und der Abbau zum anderen zurückgegangen ist.
Stromsanktionen in chinesischen Unternehmen
Unternehmen, die sich in den industriellen Kerngebieten Chinas befinden, wurde verordnet, den Energieverbrauch einzuschränken, um die Stromnachfrage zu senken. Erst im August 2021 forderte die Regierung alle chinesischen Regionen auf, ihren Energieverbrauch bis Ende des Jahres zu reduzieren und kontrolliert zu überwachen. Denn genau ein Viertel der Provinzen Chinas haben ihre Energieintensität in der ersten Jahreshälfte sogar erhöht und weitere 25 % erfüllten die Energieforderungen in keiner Weise. In diesen Provinzen sind besonders stromintensive Unternehmen angesiedelt.
Die Konsequenz: Die Regierung und einige Stromversorger ordneten betroffenen Regionen, darunter wichtige Industriestandorte Chinas, Stromrationierungen vor. Viele Unternehmen versuchen nun ihre Nachfrage an Energie zu senken, indem sie nur zwei oder drei Tage pro Woche ihre Betriebe laufen lassen.
Megaverbraucher wurden hingegen aufgefordert, den Betrieb bis auf weiteres oder bis zu einem bestimmten Datum komplett einzustellen. Dazu zählen u.a. auch Betriebe, welche Sojabohnen verarbeiten, die seit mehr als zwei Wochen bereits stillstehen.
Zusätzliche Stromausfälle erschweren die Lage
Die Stromrationierungen führten in einigen chinesischen Provinzen zu erheblichen Beeinträchtigungen im täglichen Leben und im Geschäftsbetrieb. Zusätzlich erschwerten massive, teils flächendeckende Stromausfälle, u.a. in einer wichtigen Industrie- und Hafenstadt, die bereits kritische Lage.
Das Ausmaß ist immens: In einer Stahl- und Eisengießerei erleideten 23 Angestellte eine Gasvergiftung, nach dem der Strom ausfiel. Auch in privaten Wohnblöcken fiel nachts für eine längere Zeit plötzlich der Strom aus, was Berichten zu Folge schwere Kohlenmonoxidvergiftungen verursachte.
Stromkrise: Was bedeutet das für die globalen Lieferketten?
Die Auswirkungen auf die globalen Lieferketten sind breit gefächert und umfassen besonders stromintensive Sektoren (Aluminiumverhüttung, Stahlerzeugung, Zemetherstellung, Lebensmittel- und Möbelindustrie und viele mehr), die eine Vielzahl an Materialien und Waren herstellen. Dieser Mangel wird sich in kurzer Zeit international bemerkbar machen, denn ein starkes Auftragsvolumen bringt die globalen Lieferketten bereits ohne eine Stromkrise ins Wanken.
Die Stromkrise betreffe mindestens 15 börsennotierte Unternehmen, die übereinstimmend berichteten, dass ihre Produktionen durch die Stromausfälle oder ‑rationierungen massiv gestört wurden.
Die Elektronikbranche sieht sich ohnehin schon von Lieferengpässen oder steigenden Kosten für Halbleiter konfrontiert. Die Stromkrise gefährdet aber nicht nur das neue Iphone unter dem Weihnachtsbaum: Strom- und Produktionsausfälle stören das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, was sich unmittelbar auf den globalen Konsum und die Realwirtschaft auswirkt.