Zu Gast:
Prof. Dr. Thomas Straubhaar
Professor für VWL, insb. Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Uni Hamburg
Diese Folge ist uns ein richtiges Anliegen. Viele reden im Moment von Inflation und die Politik handelt so, als hätten wir eine Inflation. Was aber, wenn wir gar keine Inflation haben und wir daher die falschen Mittel ergreifen um sie zu bekämpfen. Und was haben wir dann eigentlich? All diese Fragen erläutert Prof. Dr. Thomas Straubhaar in diesem interessanten Interview. Nie war es so wichtig wie heute Volkswirtschaft zu verstehen. Viel Spaß und viel Know-how Gewinn mit dieser Sonderfolge von „Deutschland, Deine Hidden Champions“
In dem Interview mit dem Ökonomen Prof. Dr. Thomas Straubhaar geht es um die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutschland und der Welt. Prof. Straubhaar , der ursprünglich aus der Schweiz stammt und seit über 30 Jahren in Deutschland lebt, gilt in Deutschland als Ökonom und Volkswirtschaftsprofessor der Uni Hamburg als einer der renommiertesten seines Standes. Es geht um die Frage ob die derzeitige Entwicklung der Preise in Deutschland und weltweit als Inflation im klassischen Sinne bezeichnet werden kann. Prof. Straubhaar erklärt, dass die aktuelle Situation nicht direkt mit der Inflation in den 70er und 80er Jahren vergleichbar ist. Er verwendet lieber den Begriff „Teuerung”, da die Preise für den Alltag, wie Einkaufen, Tanken und Reisen, spürbar gestiegen sind. Prof. Straubhaar führt aus, dass neben den klassischen Teuerungseffekten auch deutliche Verteuerungen von Energie und Rohstoffen eine Rolle spielen. Zudem gibt es strukturelle Teuerungseffekte, die mit der ökologischen Transformation zusammenhängen. Er betont, dass die vorherige Generation, zu der auch er gehört, über ihre Verhältnisse konsumiert hat und die Kosten für Umwelt, Klima und Artensterben auf andere überwälzt hat. Dies führte zu einer Verbilligung der Produkte und sei nun nicht mehr aufrechtzuerhalten.
Die aktuelle Teuerung ist also hauptsächlich auf einen Angebotspreisschocks zurückzuführen ist. Beispielsweise durch den Ukraine-Konflikt und die Beziehungen zu Russland als Hauptlieferanten für günstige Energie seien künstliche Verknappungen entstanden. Die politische Diskussion in Deutschland berücksichtigt diesen Punkt nicht ausreichend. Die klassischen Instrumente zur Inflationsbekämpfung seien auf die Nachfragesteuerung ausgerichtet und nicht auf die Angebotssteuerung. Eine Erhöhung der Zinsen könne kontraproduktiv sein, da dies die Dynamik des Angebots verlangsamen könnte.
Das Interview verdeutlicht die Bedeutung der aktuellen Angebotspreisschocks für die Teuerung und die Herausforderungen bei der Bekämpfung dieser Teuerung durch geeignete wirtschaftspolitische Maßnahmen.