Materialmangel und Lieferengpässe prägten das Jahr 2021 und leere Regal rückten die Versorgungsketten in den Fokus. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass die steigende Nachfrage, die Pandemie, der Ukrainekrieg und weitere Faktoren, die zum aktuellen Materialmangel beitragen, so schnell verschwinden werden. Es wird demnach wahrscheinlich weiterhin zu Engpässen bei bestimmten Materialien und Produkten kommen. Da die Unternehmen jedoch mittlerweile immer besser in der Lage sind, potenzielle Störungen vorherzusagen und darauf zu reagieren, könnten die Auswirkungen weniger stark ausgeprägt sein.
Im Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf den größten Materialmangel des Jahres 2021, der uns noch im Jahr 2022 beschäftigen wird.
Halbleiter-Knappheit
Die hohe Nachfrage nach den Computerchips wird das Angebot für den Rest des Jahres sehr wahrscheinlich knapphalten. Die Chips werden in allen Bereichen eingesetzt, von Autos bis zu Haushaltsgeräten und die Umstellung der Unternehmen auf 5G belastet die Hersteller zusätzlich.
Die Hersteller haben Maßnahmen ergriffen, um die Produktionen hochzufahren, wie z. B. durch Investitionsprojekte, um noch mehr Kapazitäten schaffen zu können. Dennoch wird dies nicht ausreichen, um die Nachfrage in diesem Jahr vollständig zu decken. Die Produzenten meldeten, sie seien auf Grund der Aufträge bis Ende 2022, wenn nicht sogar bis ins Jahr 2023 vollständig ausgebucht.
Laut einer Deloitte-Studie hat der Halbleitermangel in den letzten zwei Jahren zu Einbußen von weltweit mehr als 500 Milliarden US-Dollar, sowohl für Lieferanten als auch für Kunden, geführt.
Aluminium ist ebenfalls Teil des Materialmangels
Das rare Angebot an Aluminium hat nicht nur der Bauindustrie, sondern auch den Getränkeherstellern Probleme bereitet. Verstärkt wird dies noch durch die Handelssanktionen gegen Russland.
Der Materialmangel ist viel mehr auf Probleme in der Produktion zurückzuführen als auf einen Rohstoffmangel. China hat im vergangenen Jahr die Produktion von Aluminium und anderen energieintensiven Metallen im Rahmen des Planes zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen gedrosselt. Die zuvor beschriebene Stromkrise in China war ebenfalls Konsequenz des Plans zur Reduktion des CO2-Fußabdruckes.
Nicht nur China, auch Europa trägt einen Teil zum Materialmangel bei. Die steigenden Erdgaspreise haben einige Produzenten dazu veranlasst, ihre Aluminium-Produktionen herunterzufahren. European Aluminium verkündete im Januar 2022, dass Europa seit Beginn des Anstiegs der Energiepreise im Oktober 2021 mehr als 650.000 Tonnen an Produktionskapazitäten verloren hat.
Coco-Cola meldete beispielsweise starke Lieferengpässe bei Getränkedosen. Auch deutsche Supermärkte sind davon betroffen. Weshalb wir gleich auf den nächsten Materialmangel eingehen werden:
Lebensmittelknappheit
Zwar zählen leere Lebensmittelgeschäfte für unsere Mandantschaft nicht zum Kerngeschäft, ein Lebensmittelmangel betrifft jedoch jeden von uns.
Großbritannien hatte in Folge des Brexits mit leeren Supermarktregalen zu kämpfen. Einer der Hauptgründe sind Lieferengpässe auf Grund des Ausfalls an LKW-Fahrern. Aber auch einige deutsche Supermärkte haben mit Engpässen zu kämpfen. Der Grund liegt klar auf der Hand: Materialmangel, z.B. an Verpackungsmaterial. Hersteller sehen sich mit steigenden Produktionskosten, einer hohen Nachfrage und Personal-Ausfällen auf Grund der stark ansteckenden Omikron-Variante konfrontiert.
Nun befürchten Erzeuger, dass Ernteerträge im Jahr 2022 weitaus geringer ausfallen könnten. Das liegt zum einen am Materialmangel von Düngemitteln und Pestiziden und steigenden Erdgaspreisen in Europa, sowie Exportbeschränkungen aus China und Russland, was die Nachfrage bis ins Jahr 2023 maßgeblich beeinflussen wird.
Ein totaler Versorgungsengpass ist jedoch nicht zu befürchten, mit vereinzelt leeren Regalen müssen Kunden in nächster Zeit dennoch rechnen.
Plötzlich ist Plastik Teil des Materialmangels
Sonst ist die Vermeidung von Plastik heutzutage ein (zurecht) beliebtes Diskussionsthema. Nun meldete das Institue for Supply Chain Management im Dezember einen Mangel an Kunstharzen wie PE und PP, Rohstoffe, die zur Herstellung von Verpackungen und Farben verwendet werden. Verbundkunststoffe sind ebenfalls von der Knappheit betroffen.
Von dem Plastik-Materialmangel ist nicht nur die USA, wo sich die größten petrochemischen Produktionsanlagen der Welt befinden, betroffen. Nach Angaben des Branchenverbands European Plastics Converters (EuPC) sind ebenfalls 90 % der europäischen Kunststoffverarbeiter vom Materialmangel bei Polymerharzen betroffen.
Davon sind etwa 50.000 kleine und mittlere Unternehmen betroffen, die Materialien und Produkte für die Bau‑, Verpackungs‑, Elektronik- und Automobilindustrie herstellen.
Materialmangel im Baugewerbe
Hohe Materialkosten und ein mangelndes Angebot an Baustoffen verlängern die Vorlaufzeiten von Bauprojekten und stellen Bauunternehmer und Bauherren auch 2022 vor große Herausforderungen.
Zwar hat sich der Materialmangel im Baugewerbe Ende 2021 um einiges erholt, Experten warnen jedoch, dass steigende Strom- und Gaspreise und die Inflation zu Umsatzeinbußen und steigenden Materialkosten führen können.
Trotz Erholung der Baustoffknappheit existiert bei einer Reihe von Baustoffen weiterhin ein Materialmangel und Lieferengpässe. Darunter zählen Ziegel, Dachziegel, Stahl und bestimmte Dichtstoffe, Beschichtungen und Farbe.